Dienstag, 22. Januar 2019

Quarant’anni fa


















Vor vielen Jahren waren in einem Land nicht fern von
Europa, dessen politische Lage hoffnungslos und dessen
Bevölkerung bedrückt und unglücklich war, wenige Mo-
nate vor der Revolution, die zum Sturz des Herrschers
führte, Kassetten in Umlauf, auf denen eine Stimme zu
hören war, die rief:

Im Namen Gottes, des Barmherzigen, des Erbarmers!
Wacht auf! Seit zehn Jahren spricht der Souverän von
Entwicklung, während es der Nation am Notwendigsten
mangelt. Er macht Versprechungen für die Zukunft, die
Leute aber wissen, dass die Versprechungen des Souve-
räns leere Worte sind. Die spirituelle Lage des Landes
ist ebenso verzweifelt wie die materielle.


















Ich richte mich an euch, Studenten, Arbeiter, Bauern,
Händler und Handwerker, mit der Aufforderung zu kämp-
fen, eine Oppositionsbewegung aufzubauen. Das Ende
des Regimes ist nah. Wacht auf! Im Namen Gottes, des
Barmherzigen, des Erbarmers! 

Die unterdrückten, unglücklichen Menschen haben diese
Stimme gehört, der korrupte Herrscher musste fliehen.

Giorgio Agamben, „In wessen Namen?“, in: ders., Die Er-
zählung und das Feuer, S. 65-72, hier: S. 65.