Samstag, 25. November 2017

Spätrömische Kunst-Industrie


















Heute wird Alessandro „Lallo“ Michele (r.) fünfundvierzig
Jahre alt. Auf dem Foto, das sein Partner Giovanni „Vanni“
Attili an Allerheiligen 2012 auf seinem Instagramaccount
(@vanni74) gepostet hat, ist er also keine vierzig — und
Senior Accessoires-Designer bei Gucci. Sein Ober war die
glücklose Chefdesignerin Frida Giannini. Links neben ihm
(mit leerer Monstranz) Vanni, Urbanist, wie Lallo gebürti-
ger Römer. 2003 promovierte er mit der Arbeit Rappresen-
tare la città dei migranti. L’uso delle storie di vita nell’a-
nalisi urbana e come «incubatore» di pratiche territoriali.
Die Dissertation wurde 2005 mit dem Premio „Giovanni
Ferraro“ ausgezeichnet. Es ist gut möglich, dass das Foto
während der vigilia di Ognissanti aufgenommen wurde. 
Wer die sich spiegelnde Fotografin ist, weiß ich nicht.     

Freitag, 17. November 2017

The plant turn


















Aristoteles mochte die Pflanzen nicht.
Giorgio Agamben (2005)

Charlotte Casiraghi était venue décerner le prix des Ren-
contres Philosophiques de Monaco à l’essayiste Emanuele
Coccia pour son ouvrage La vie des plantes. Une métaphy-
sique du mélange. (Juin 2017)

Ich lese das neue Buch von Emanuele Coccia Das Leben der
Pflanzen. Eine Metaphysik der Mischung. Der italienische
Philosoph […] sagt: Wir diskriminieren die Pflanzen, wir re-
den immer über Menschen und Tiere, aber die Pflanzen ha-
ben auch ein Leben, wir haben sie vernachlässigt. Für mich
ist das Buch, obwohl noch nicht auf Deutsch erschienen, das
Buch des Jahres.
Hans Ulrich Obrist (2017)

Der Hanser Verlag, der die Rechte für Coccias Buch erworben
hat, kündigt dessen Übersetzung (aus dem Französischen von
Elsbeth Ranke) unter dem Titel Die Wurzeln der Welt. Eine
Philosophie der Pflanzen für Mitte März nächsten Jahres an.

Die Pflanze bewegt ihren ganzen Körper so frei und leicht und
graziös wie das geschickteste Tier — nur viel langsamer. Die
Wurzeln wühlen suchend im Erdreich, die Knospen und Sprosse
vollführen gemessene Kreise, die Blätter und Blüten nicken und
schauern bei Veränderungen, die Ranken kreisen suchend und
langen mit gespenstigem Arm nach der Umgebung — aber der
oberflächliche Mensch geht vorbei und hält die Pflanze für starr
und leblos, weil er sich nicht die Zeit nimmt, eine Stunde lang
bei ihr zu weilen. Die Pflanze aber hat Zeit. Darum eilt sie nicht;
denn die Riesen in Floras Reich leben durch die Jahrhunderte und
sehen zu ihren Füßen ungezählte Generationen von Menschen auf-
leben und vergehen.
Raoul Heinrich Francé (1906)

Wer neugierig geworden sein sollte, kann Coccias Buch Das Gute
in den Dingen. Werbung als moralischer Diskurs lesen, das, von
Lilja Walliser übersetzt, im Oktober dieses Jahres im Merve Ver-
lag erschienen ist.