Donnerstag, 15. Juni 2017

Sehen Sie einen Fluchtweg?


















Das schönste an Gibraltar ist der Wind. Zum Beispiel am
Europa Point. Wenn man erst mal so weit gekommen ist.
Weiter geht es nämlich dann nicht mehr. Das Meer ist so
monumental und überzeugend, vielleicht weil hier Mit-
telmeer und Atlantik zusammenfließen, dass der Felsen,
„The Rock“, dieses durchlöcherte Monument der Unbe-
zwingbarkeit, auf einmal ganz unwichtig erscheint. […]
Zum Glück ist Agamben dabei. Denn das Wichtigste bei
allen Reisen ist die richtige Lektüre, sind die Bücher, die
einen begleiten, gerade dann, wenn man Abschied nimmt. 

So wird Rainer Merkels pünktlich zum 70sten Geburtstag
Hanns Zischlers in der Frankfurter Allgemeinen Sonntags-
zeitung erscheinender Text beginnen. Sein Titel: „Das En-
de unserer Welt“. Auch wenn das Diplom-Volkswirt Kaube,
Insolvenzverwalter des Feuilletons der F.A.Z. und größter 
Agamben-Hater unter der Sonne, nicht gefallen wird, wer-
de ich zurück aus Scicli (RG), auch so einem „Ende unse-
rer Welt Merkel nur zustimmen können. Offensichtlich
hatte er in Gibraltar Profanierungen in der schönen Über-
setzung Marianne Schneiders dabei.

„Es kann nachts sein, unvermutet, wenn du beim Lärm ei-
ner vorbeiziehenden Gesellschaft, du weißt nicht warum,
spürst, dass dich dein Gott verlässt.“ So lautet das im ein-
gangs zitierten Merkeltext ausgesparte Agambenzitat, das 
aus „Genius“ (S. 16), dem einleitenden Essay der Aufsatz-
sammlung stammt. Natürlich war auch in Sizilien Agamben
dabei, allerdings in Form eines Buches jüngeren Datums
und im Original: dem November 2016 bei Neri Pozza erschie-
nenen Che cos’è reale?, das das rätselhafte Verschwinden
des sizilianischen Physikers Ettore Majoranas zu erklären
versucht.