Freitag, 7. Mai 2010

Ein leiser Hauch



Kunst und Terror; der Ursprung des guten Geschmacks und
seine Beziehung zur Perversion; der Einzug der Kunst in Mu-
seen und Sammlungen; die Trennung von Künstler und Be-
trachter, Genie und Geschmack; die Entstehung der Kritik –
mit anderen Worten: die Geburt der modernen Ästhetik ist
Gegenstand dieser Untersuchung, die mit einer Relektüre
der Hegelstellen über den Tod, oder vielmehr die »Selbst-
vernichtung« der Kunst beginnt, um in einer höchst eigen-
willigen Interpretation von Dürers Melencolia zu münden.
Ihm auf diesem Weg zu folgen, lädt uns der ungewöhnlich
reiche Essay ein, mit dem Agamben nicht nur eine neue Per-
spektive auf das Problem des Kunstwerks eröffnet, sondern
auch ein fesselndes poetisches Programm entwirft. Mit Kafka
davon überzeugt, dass die architektonische Grundfrage zum
ersten Mal im brennenden Haus aufgeworfen wird, betreibt
Agamben im Rahmen seiner Untersuchung eine regelrechte
»Zerschlagung« der Ästhetik, die uns durch die Erschütterung
unseres gewohnten Kunstverständnisses den wahren Sinn des
ästhetischen Projekts des Abendlandes vor Augen führen und
so seine Überwindung ermöglichen soll. Als Ariadnefaden
dient die Trennung von Künstler und Betrachter, von einer
Kunst, wie sie dem Künstler und einer Kunst, wie sie dem Be-
trachter widerfährt, die Agamben als den Hauptwiderspruch
der Ästhetik betrachtet.