Dienstag, 26. April 2016

From Elbflorenz to Gotham City


















Allen Horrormeldungen zum Trotz, es gibt sie noch, die
sprichwörtlichen sächsischen „Mädchen“: „Auch wenn ich
viel unterwegs bin — Dresden wird meine Heimatstadt blei-
ben“, verspricht Germany’s one and only Topmodel Nicole
Atieno. Noch besteht Hoffnung, dass Dresden nicht verlo-
ren ist. Keinen Fußbreit den Faschisten!

Montag, 18. April 2016

Zaifengs Kotauverweigerung


















Nicht minder abschaffungswürdig als § 103 StGB ist eine
Metapher, die man in letzter Zeit immer wieder lesen
musste: „den Kotau machen“. Axel-Springer-Konzernchef
Mathias Döpfner machte den Anfang. Sein offener Brief
an Böhmermann kulminierte in der unüberbietbar ranzi-
gen Formulierung: „Man könnte das Ganze auch einfach
Kotau nennen. Oder wie Michel Houellebecq es in seinem
Meisterwerk über die Selbstaufgabe des demokratischen
Abendlandes im Titel formuliert hat: die Unterwerfung.“
Seither lautet die auch für Stefan Aust geltende Sprach-
regelung bei der Welt: „Merkels Kotau“. Und statt die Re-
de vom Kotau, die man mit Scholl-Latour begraben glaub-
te, als falsches Sprechen zu entzaubern, bestätigen FAZ
und SZ sie ex negativo, wenn sie behaupten, Merkels Er-
klärung sei „kein Kotau“.

Das deutsche Wort Kotau (besonders in der Redensart
„vor jemand einen Kotau machen“ = sich überaus höf-
lich oder unterwürfig benehmen) kommt aus dem Chi-
nesischen. Zur Kaiserzeit mußte man in China vor dem
Kaiser und seinen Vertretern Kotau machen, d. h. sich
auf den Boden werfen und mit der Stirne den Boden be-
rühren. Es handelt sich bei dieser Begrüßungsart um ei-
ne alte Sitte im Morgenland (von Herodot unter der Be-
zeichnung proskynesis beschrieben) mit der symbolischen
Bedeutung: unterwürfig sein, bereit sein, sich den Kopf
abhauen zu lassen. 

In Deutschland fasste das Wort Fuß, als wegen der 1899
erfolgten Ermordung des deutschen Gesandten in Peking
ein chinesischer Prinz einen Sühnebesuch in Deutschland
machte. Ein Bericht im Neuigkeits-Welt-Blatt vom 5. Sep-
tember 1901 erklärt vielleicht, weshalb das schiefe Bild
mehr als hundert Jahre später noch immer durch die Tex-
te deutscher Männer geistert: 

In dem an den seltsamsten Zwischenfällen überreichen
Drama des Krieges mit China darf die jüngste Episode,
die famose Sühn-Expedition des Prinzen Tschun als eine
der interessantesten erscheinen, wiewohl sie in ihrem
Verlaufe nahe daran war, zu einer Farce herabzusinken.

Man denke sich den ebenso zeremoniösen wie schwer-
fälligen Apparat dieser Mission, die den Auftrag hatte,
dem deutschen Kaiser für die Ermordung seines Gesand-
ten in Peking eine persönliche Abbitte zu leisten. Prinz
Tschun, der jugendliche Bruder des chinesischen Kaisers,
wurde zum Träger dieser Mission ausersehen. Mit großem
Gefolge reiste er auf einem deutschen Schiffe und in Ge-
sellschaft, besser gesagt unter Aufsicht von deutschen
Offizieren, und die Sühneleistung, die in Berlin erfolgen
sollte, schien gesichert zu sein, als plötzlich in Basel der
ungewöhnliche Apparat ins Stocken kam. Prinz Tschun
weigerte sich, die sichere Schweiz zu verlassen, ehe man
in Berlin von dem geforderten „Kotau“ Abstand nahm. 

Diese echt chinesische Zeremonie besteht in einer dreima-
ligen tiefen Verbeugung des Oberkörpers und einer neun-
maligen Rumpfbeuge, und ihre Durchführung erschien dem
chinesischen Prinzen, dem Bruder des Kaisers von China,
als eine zu große Demüthigung, obgleich sie in China selbst
weder unter Prinzen noch unter Mandarinen etwas Seltsa-
mes ist.

Nun ist eine Sühneleistung, die nach dem Ausmaß der Ver-
beugungstiefe berechnet wird, allerdings eine Forderung,
der man auch in den Bevölkerungskreisen Deutschlands
wenig Geschmack abgewinnen kann, allein es liegt dem
Begehren des deutschen Kaisers doch ein tieferer Sinn zu
Grunde. In China spielt eben das Zeremoniell in allen Din-
gen, namentlich aber im Verkehr mit den Vertretern des
Auslandes eine große Rolle. Sollten die chinesischen Macht-
haber den vollen Ernst ihrer Pflicht, für das begangene
Verbrechen des Gesandtenmordes Buße zu thun, erkennen,
dann müßte dies auch in einer Form geschehen, die ihrem
eigenen, dem chinesischen Zeremoniell entspricht und ge-
rade aus der Weigerung des Prinzen Tschun, sich dieser
Forderung zu unterwerfen, kann man den Schluß ziehen,
daß es den Chinesen noch immer beliebt, Europa mit den
gewohnten Ränken zu begegnen.

Montag, 11. April 2016

On a pink background…


















…der Reiher — Symbol für Stärke, Unschuld und Geduld.
Nicht zu vergessen, die rosarote Pantherin:

elle n’imite rien,
elle ne reproduit rien,
elle peint le monde à sa couleur,
rose sur rose,
c’est son devenir-monde,
de manière à devenir imperceptible elle-même,
asignifiante elle-même,
faire sa rupture,
sa ligne de fuite à elle, 
mener jusqu’au bout son « évolution aparallèle »

   















 
sie imitiert nichts,
reproduziert nichts,
malt die Welt in ihrer Farbe an,
rosarot auf rosarot,
das ist ihre Art, zur Welt zu werden,
so dass sie selber unsichtbar
und asignifikant wird,
ihren Bruch und ihre Fluchtlinie selber erzeugen
und ihre ,aparallele Evolution‘ vollenden kann