Dienstag, 12. Juni 2012

Letzte Worte


















Fresko in Zelle 36 des Klosters San Marco in Florenz 

Beato Angelico und seine Gehilfen dekorierten mehr als 40 Zel-
len des Dominikanerklosters San Marco in Florenz mit Szenen
aus dem sogenannten Leben Jesu (inkl. dessen Verkündigung,
Ende und transfigurierter Wiederaufnahme). Die Dominikaner
schienen sich besonders für für dessen Ende zu interessieren,
denn 21 Fresken zeigen die Kreuzigung. 

Eigens hatte er sich Postkarten drucken lassen, auf deren Rück-
seite die Sparten «Autor», «Letztes Wort» und «Quelle» schon
vorab tabellarisch eingefügt waren. Vorgedruckt adressiert wa-
ren die Todesbotschaften an:

Ernst Jünger
Wilhelm Hauff-Str. 18
Ravensburg

Die meisten Karten beschriftete Jünger selbst. Bisweilen ergänz-
te er die Sammlung aber auch um ein letztes Wort, das ihm von
seinen Sekretären Armin Mohler und Albert von Schirnding  oder
Freunden zugesteckt wurde, die er mit den vorgedruckten Karten
versorgt hatte.

Unmengen von letzten Worten hat Jünger durch alle Zeiten und
Räume, von Sokrates bis Oscar Wilde, mit den Jahren aufgespießt,
in alphabetische Ordnung gebracht, ohne Rücksicht auf den Rang
oder seine Wertschätzung der Toten. 

Die Hunderte von Sentenzen sind im Marbacher Literaturarchiv in
vier Karteischubern aufbewahrt.
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