Freitag, 27. Juni 2014

Kandinskys Konkrete Kunst


















Entassement réglé (1938), detail

… Haben Sie bemerkt, währenddem ich lange Zeit von
der Malerei und ihren spezifischen Ausdrucksmöglich-
keiten gesprochen habe, sagte ich kein Wort über den
darzustellenden Gegenstand. Die Erklärung dieser Tat-
sache ist sehr einfach: ich habe über die wesentlichen
malerischen Mittel gesprochen, das heisst über die un-
ersetzlichen.
Man wird nie die Möglichkeit finden, ohne Farbe und
Form zu malen. Aber die Malerei ohne Gegenstand
existiert in unserem Jahrhundert schon länger als 25 
Jahre … 

Wassily Kandinsky in einem Aufsatz über „L’art concret“
in der Zeitschrift XXe siècle, Paris, März 1938

Zitiert nach „Ueber konkrete Kunst“ (anonymer Artikel
im 8. Heft des 25. Jahrgangs [1938] der Schweizer Mo-
natsschrift Das Werk, dem offiziellen Organ des Bundes
Schweizer Architekten und des Schweizerischen Werk-
bunds). 

Am 14. Januar 1939 veröffentlichte die in Rio de Janei-
ro erscheinende Zeitschrift Dom Casmurro die portugie-
sische Übersetzung von Kandinskys Aufsatz. Die in Das
Werk zitierte Stelle lautet hier: 

Já notaram que, falando muito de pintura e dos seus
meios de expressão, eu ainda não disse uma palavra so-
bre o “objeto”? A explicação deste fato é bem simples.
É que eu até agora só falei dos meios pincturais essen-
ciais, isto é, inevitaveis. Não se compreende a pintura
sem côres e sem desenho, mas a pintura sem “objeto”
existe no nosso seculo ha já mais de vinte e cinco anos.

Donnerstag, 12. Juni 2014

Hunnensturm auf Klein Brasilia


















Wie dem „offiziellen Hauptstadtportal“ Berlin.de zu ent-
nehmen ist, wird es „auch zur Fußball Weltmeisterschaft
2014 in Brasilien […] wieder eine Fanmeile in Berlin geben.
Hunderttausende Fußballfans können im Sommer 2014 auf
der Straße des 17. Juni zwischen Siegessäule und Branden-
burger Tor mitfiebern, feiern und jubeln.“

Immerhin verbreitete an dieser Stelle vor noch nicht allzu
langer Zeit paar Sommer lang eine Parade der Liebe ihren
ganz eigenen Spirit, den man auf den ersten Blick für eine
preußische Übersetzung des espírito do Carnaval carioca 
hätte halten können. Das hat sich erledigt.

Seither entweihen in schöner Regelmäßigkeit Barbaren den
heiligen Hain, der das neue vom alten Berlin trennt. „Eine
60 Quadratmeter-Großleinwand wird direkt am Brandenbur-
ger Tor platziert, sechs weitere Großleinwände sollen auf
der Straße des 17. Juni stehen.“

Die Bewohner Klein Brasilias sind gerüstet. Arne Jacobsens
Atriumhäuser sind bereits vernagelt. Froh sind die Bewohner
des Niemeyer-Hauses über dessen Stelzen, die mit Stachel-
draht gesichert werden sollen. Um den Bau von Gropius tür-
men sich Autoreifen. 


















Man gibt sich optimistisch im Brasilia des Nordens. Und
doch verdunkeln sich die Mienen der Mitglieder der Bürger-
wehr IBA 57 bei der Frage, was wohl geschehen wird, wenn
der Gastgeber die Deutschen aus dem Turnier wirft. Auch
für diesen Fall sei vorgesorgt. Wie der Presseoffizier erklärt,
habe man Niemeyers Aufzugturm zum panic room umgebaut,
der einem Drittel der Bevölkerung Schutz bietet.