Freitag, 14. April 2017

Hodie mecum eris in paradiso


















Mist, schon wieder verpasst. Jeden Karfreitag wird in der
Capilla Baja o Penitencial, der unteren Bußkapelle der
klassizistischen Kirche Oratorio de la Santa Cueva in der
Calle Rosario in Cadiz um 12 Uhr bei freiem Eintritt die
Streichquartettfassung von Joseph Haydns epochemachen-
der Musica instrumentale sopra le 7 ultime parole del nos-
tro Redentore in croce ovvero Sette Sonate con una intro-
duzione ed alla fine un Terremoto gespielt: von José Saenz
de Santamaria, Marqués de Valde-Inigo in Auftrag gegeben
ist es aller Wahrscheinlichkeit nach in der Karwoche des
Jahres 1787, also vor ziemlich genau 230 Jahren ebenda
uraufgeführt worden.


 
















L'Introduzione (Maestoso ed adagio)
Pater, dimitte illis, non enim sciunt, quid faciunt (Largo)
Hodie mecum eris in paradiso (Grave e cantabile)
Mulier, ecce filius tuus, et tu, ecce mater tua! (Grave)
Eli, Eli, lama asabthani? (Largo)
Sitio (Adagio)
Consummatum est! (Lento)
Pater! In manus tuas commendo spiritum meum (Largo)
Il terremoto (Presto e con tutta la forza)







 












Und wem Haydns Musik nicht zusagen sollte, kann sich in
der oberen, dem allerheiligsten Sakrament gewidmeten 
Kapelle an drei Goyas (letztes Abendmahl, wundersame
Brotvermehrung, etc), dem exquisiten Muranoleuchter
oder dem omnipräsenten Herz-Jesu-Kitsch erfreuen. See
you Good Friday 2018 in Cadiz!

 

Mittwoch, 5. April 2017

Opus alchymicum

 
















Es gibt ein Gebiet, auf dem sich die Arbeit an sich selbst
und die Hervorbringung eines Werks als schlechterdings
wesensgleich und unteilbar erweisen: die Alchemie. Denn
das opus alchymicum verlangt, dass die Verwandlung der
Metalle mit der Wandlung des Subjekts einhergeht, dass
die […] Herstellung des philosophischen Steins und die
spirituelle Geburt oder Wiedergeburt des Individuums,
das erstere ins Werk setzt, zusammenfallen.


















Einerseits betonen die Alchemisten […], ihr Werk sei ein
konkretes Verfahren zur Wandlung der Metalle, die zu-
nächst mehrere (nach den Farben, welche sie annehmen,
als nigredo, albedo, citrinitas und rubedo bezeichnete)
Stadien durchlaufen ehe sie als Gold zur Vollendung ge-
langen; andererseits beharren sie […] darauf, dass die
Metalle, von denen sie sprechen, keine gewöhnlichen Me-
talle sind, dass das philosophische Gold kein aurum vulgi 
ist und sich der Adept am Ende selber in den philosophi-
schen Stein verwandelt: „Verwandelt euch aus toten Stei-
nen in lebendige Steine der Weisen.“

Giorgio Agamben, „Opus alchymicum“, in ders., Die Er-
zählung und das Feuer, Frankfurt am Main 2017, S. 109-
136, hier S. 121. 

Samstag, 1. April 2017

Requiescat in Pace