Donnerstag, 20. Februar 2014

Loci communes


















Kiew, Majdan Nesaleschnosti (Platz der Unabhängigkeit) 

Istanbul, Taksim Meydanı (Platz der Teilung) 
Kairo, Midan al-Tahrir (Platz der Befreiung) 
Teheran, Meydan-e Azadi (Platz der Freiheit)


MAÏDAN, subst. masc.
Place du marché, en Orient. (Dict. xixes., Lar. 20e, Lar. en-
cyclop., Quillet 1965).
Prononc. et Orth.: [majdɑ ̃]. Att. ds Ac. 1798-1878. Lar. 19e-
20e: maïadan et maïdan; Lar. encyclop.: maïadan. Plur. des
maïdans. Étymol. et Hist. 1653 meydan (La Boullaye Le Gouz,
Voyages et observations, p. 97: [à Ispahan] Le Meydan, ou
Marché, est la plus grande place qui soit en aucune ville du
monde); 1663 meidan (A. de Wicquefort, Relation du voyage
de Perse et des Indes orientales trad. de l'angl. de Th. Her-
bert, p. 52 ds Fonds Barbier, s.v. banian) […]. Empr. à l'ar. 
maydān «place; place du marché; hippodrome, esplanade»
(Lammens, p. 97 et 153; Dozy t. 2, p. 627b; Nasser, p. 465),
mot également passé en turc (meydan), en persan et dans
des langues de l'Inde, et comme terme de relation en lat.
médiév. maydanum (1314 ds Du Cange s.v. maidanum), ital.
maidan (1471-74 midan ds DEI), port. maidao (1608 ds Dalg.),
angl. maidan (1625 medon ds NED).

Quelle: Trésor de la Langue Française informatisé (TLFi).  

Freitag, 14. Februar 2014

Let flowers do the talking


















Was macht eigentlich Mahmud Ahmadi Nedschad? Mehr als
ein halbes Jahr ist es nun her, dass wir auf seine irren In-
terventionen verzichten müssen. Unvergesslich seine Rede
vom 26. September 2012 vor der UN: Schon bald käme der
12., verborgene Imam, mit Jesus Christus und den Gerech-
ten, um die Welt zu regieren. In seiner letzten Pressekon-
ferenz gab er einen diskreten Hinweis, welches Pharmakon
ihn dazu befähigt, Unerhörtes gelassen auszusprechen: man
beachte das Mohnfeld im Rücken.

Anders als Aristoteles hat der Opiomane mit dem Vegetabi-
len keine Probleme. Im Gegenteil: Laissez parler les fleurs!
Lasst Blumen sprechen!





































Sonntag, 9. Februar 2014

ΣΚΙΑΣ ΟΝΑΡ


















Auf einem der schönsten Grabsteine, die auf einem der
bedeutendsten und zugleich schönsten Friedhöfe Berlins
stehen, ist zu lesen, die Menschen seien „eines Schattens
Traum“. Das (leicht abgewandelte) Pindar-Zitat ziert das
Grab August Methusalem Georg Büchmanns, eines preu-
ßischen Philologen, der in den unzähligen (aktualisierten)
Neuauflagen seiner Geflügelten Worte fortlebt. Augen-
scheinlich wurde auch sein Grabstein irgendwann aktua-
lisiert. Kaum einen Steinwurf entfernt fand Heidi Paris
ihre letzte Ruhestätte.

 
















Nach ihrem in der Nacht vom 10. auf den 11. September
2002 bewusst herbeigeführten Tod fand sich kein Abschieds-
brief. Tage später entdeckte man einen Zettel, der mit ei-
ner Reißzwecke neben Asiarestaurantkarten an einem Regal
befestigt war: „Die Lücke, die wir hinterlassen, ersetzt uns
vollkommen.“ Ein kryptischer Abschied. Im heutigen Nach-
ruf auf Peter Gente, den Sabine Vogel für die Berliner Zei-
tung geschrieben hat, taucht er wieder auf. Ihm ist zu ent-
nehmen, dass seine Autorin November letzten Jahres den
Verleger a. D. in Chiang Mai besucht hat:

„Die Erlöse würden noch etwa drei Jahre reichen, dann wä-
re er bald 81, das wäre genug und er würde sich aus dem
Fenster stürzen, Selbstmord sei immer eine Option gewesen.
Das erzählte Peter Gente […], als wir beim Franzosen auf
der Gasse nahe seines schönen Exils ein Glas Rotwein tran-
ken: DIE LÜCKE, DIE WIR HINTERLASSEN, ERSETZT UNS VOLL-
KOMMEN.“

Wie es heißt, soll Gentes Leichnam in Thailand eingeäschert
und die Asche neben Heidi Paris beerdigt werden. Requiescat
in pace.

PS. Zum 100. Geburtstag von Carl Heinz Schroth am 27. Juni
2002 strahlte 3sat um 22.25 Uhr einen Film aus, der dem „Ko-
mödiant[en], der leise Selbstironie mit verschmitztem Humor
und hintergründigem Charme zu verbinden wusste“ und „mit
seiner Schauspielkunst die Herzen eines Millionenpublikums
[erreichte]“, gewidmet war. Sein Titel: „Die Lücke, die wir
hinterlassen, ersetzt uns vollkommen“.

Samstag, 8. Februar 2014

Nietzsches Cluster


















Für seine lakonische Nachricht vom 25. August 1882 („Zu
Bett. Heftigster Anfall. Ich verachte das Leben. F. N.“) an
Lou Salomé wird sich Friedrich Nietzsche am nächsten Mor-
gen entschuldigen: „Meine liebe Lou, Pardon für gestern!
Ein heftiger Anfall meines dummen Kopfleidens — heute
vorbei. Und heute sehe ich Einiges mit neuen Augen.“

H is back


















So bedauernswert der Tod Seymour Hoffmans auch sein mag, 
die Meldungen im Zusammenhang mit seinem unzeitigen Ab-
leben geben Anlass zur Freude: H is back. Denn seit Ober-
drohne Obama kiffen zur Staatsraison erklärt hat, bleibt im
Kampf gegen das koksende Finanzkapital nur noch eine Droge:
das am 16. Mai 1898 von Bayer als Wort-Bildmarke geschützte
HEROIN. Nicht ohne Neid nimmt man zur Kenntnis, dass in New
York ein Schuss reinsten Heroins für sechs Dollar zu haben ist.
Unwillkürlich fragt man sich: Weshalb sind „unsere Jungs“ denn
überhaupt in Afghanistan? Die Lage auf dem Heroin-, geschwei-
ge denn dem Opiummarkt hat sich nicht wesentlich verbessert.
Es wäre zu begrüßen, wenn Frau von der Leyen den Deppen von
der Bundeswehr in punkto Refinanzierung von Auslandseinsätzen
mal paar zielführende Richtlinien vorgeben würde. 

Bei Rainald Goetz heißt es einmal (Kontrolliert, 1988, 82): „Zur
Feier der Freilassung aus der Strafhaft für vietnamesisch flam-
bierte Kaufhäuser hat sich Baader sofort Schuß und Gelbsucht
gesetzt, neunundsechzig wohlgemerkt.“ Tatsächlich kennt ja
jeder jemanden, der sich einer Interferontherapie unterziehen
musste. Hepatitis C, AIDS, Atemstillstand: Wer ein Junkie sein
will, muss reinlich sein; wie Borroughs, wie Reed, etc. Tödlich
wie sonst nur das Morphium ist Heroin eine philosophische Dro-
ge, die alle zehn Jahre zu ihrem Recht kommt. Einiges spricht
dafür, dass es uns schon bald aus der drückenden Koks-Speed-
Dialektik befreit, die unser Leben seit Jahren bestimmt: Koka-
in für den Herrn, Chrystal Meth für den Knecht. Schluss mit der
geschäftigen Hässlichkeit — es lebe Heroin chic!