Samstag, 30. Mai 2020

Gottesstaat


















Wer wissen will, was das — wie sich Schlossbefürworter
wohl ausdrücken würden — Kreuz von „ausnehmender Ge-
schmacklosigkeit“ oder besser „ausgesuchter Hässlichkeit“
abwehren soll, kann sich bei Friedrich Julius Stahl, Berater
der Kamarilla Friedrich Wilhelms IV. kundig machen. In sei-
nem am 8. März 1852 auf Veranstaltung des Evangelischen
Vereins für kirchliche Zwecke gehaltenen Vortrag „Was ist
die Revolution?“ heißt es:

Die Revolution fordert die Volkssouverainetät, sey es die
demokratische Republik, sey es die Monarchie, in welcher
der König Knecht des Parlaments, das Parlament Knecht
der öffentlichen Meinung oder der Volksmasse ist.

Die Revolution fordert die Freiheit, das Gewährenlassen in
allen Gebieten, unbegränzte Theilbarkeit und Veräußerlich-
keit des Grundeigenthums, unbegränzte Ansässigmachung
und Gewerbefreiheit, unbegränzte Freiheit der öffentlichen
Lehre, der Sectenstiftung, der Ehescheidung. Sie fordert Ab-
schaffung der Todesstrafe, Straflosigkeit der Gotteslästerung,
ehrenvolles Begräbniß des Selbstmörders.