Als Rainald Goetz am 24. Mai 1972 seinen 18. Geburtstag
feierte, wurde er zwar nicht volljährig, in Erinnerung ge-
blieben sein wird er ihm trotzdem. Denn um 18.10 Uhr
detonierten vor dem Kasernenblock 28 und dem Kasino
des Europa-Hauptquartiers der US-Armee in Heidelberg
zwei Autobomben: Drei GIs starben, fünf wurden verletzt.
Anders als Marx es sich hätte träumen lassen, folgte 1972
die lumpige Farce der Tragödie auf den Fuß. Schon im Mai
travestierte die Frühjahrsoffensive der Konsumterroristen
der RAF die Offensive der nordvietnamesischen Armee von
Ende März. Ledigich die Utensilien wurden ausgetauscht:
an die Stelle der gummibesohlten Sandale trat ein anderer
Jungstraum: der Sportwagen.
Um den Vormarsch der vietnamesischen Armee zu stoppen,
setzte das amerikanische Militär erstmals auf den massiven
Einsatz von laser- und tv-guided bombs. Die smart bomb
des deutschen war on terror hieß Horst Herold. Der hatte,
als er noch nicht Präsident des BKA, sondern bloß der Nürn-
berger Polizei war, in einem Beitrag für das Taschenbuch
für Kriminalisten von 1968, der die Vorteile der elektroni-
schen Datenverarbeitung für die Polizeiarbeit herauszuar-
beiten versuchte und den vielversprechenden Untertitel
„Versuch eines Zukunftsmodells“ trug, prophezeit:
Ausgehend davon, daß gleichsam „das maschinelle Sein das
polizeiliche Bewußtsein bestimmt“, stellt sich die Aufgabe,
vor jedem Versuch einer Lösung von Problemen auf Grund
des bestehenden Istzustandes, eine Art Soll-Vorstellung der
elektronischen Datenverarbeitung im Polizeibereich als ge-
schlossenes organisatorisches Ganzes zu entwickeln, eine
Aufgabe, die sich wegen des Fehlens von herkömmlichen
Vorbildern an Bestehendem nicht anlehnen kann und daher
weithin nach vorne in das Unbekannte hineingedacht wer-
den muß.