Freitag, 27. Juni 2008

Summer Art School


Während John Haberle in der erste Hälfte der 90er Jahre des
19. Jahrhunderts
seine Mußestunden damit verbrachte, die so
genannte Seele des Junggesellen auf dessen Arbeitsplatz zu
projizieren (bei näherer Betrachtung erkennt man, dass es sich
nicht um eine Schublade handelt, sondern um die Klappe eines
Sekretärs, deren Innenseite zur Schreibunterlage wird, wenn
man sie öffnet und aufklappt), gründete William Merritt Chase
in Shinnecock auf Long Island die erste Summer Art School. Wie
es von einem Maler
, der den Prospect und den Central Park zur
natürlichen Umwelt des New Yorkers erklärt hatte, nicht anders
zu erwarten war, lag sie At the Seaside (1892).

Würden diese Kunstwerke – gemäldegerecht an den renovierten
Wänden des Museums hängend – ihre Aura entwickeln, hielte man
sie fraglos für radikale Beispiele zweier gegenläufiger Tendenzen,
die unversöhnlicher nicht sein könnten: the bureau vs. the beach.
Vielleicht würde man sich sogar fragen, welche Richtung den Sieg
davongetragen hat? Die Präsentation in Vitrinenschränken lässt
derartige Fragen gar nicht erst aufkommen. Denn sie zeigt, dass
sowohl
Haberles bartlebysche Verkriechung ins Gehäus als auch
Chase' motivische Flucht in open air in die paläontologische
Abteilung einer Naturgeschichte der Kunst gehören.