Freitag, 26. September 2014

@HassanRouhani


















Auf der 69. Vollversammlung der Vereinten Nationen war
Obama nicht der einzige Redner — auch wenn das die so-
genannte deutsche Qualitätspresse suggerieren möchte.
Obgleich in gespannter Erwartung, lässt sie sich mit einer
literarischen Anspielung abspeisen. Joseph Conrads Heart
of darkness ist vielen Feuilletonisten ein Begriff, weil sie
gehört haben, dass der tolle Vietnamfilm Apocalypse Now
irgendetwas damit zu tun haben soll. Das „unfassbar Böse“
wird so „ein Stück weit“ greifbarer. Und natürlich war es
eine Steilvorlage für crazy Überschriften. Das am nächsten
Tag Hassan Ruhani sprach, ging dabei völlig unter. Wollte
man wissen, welche Haltung der Präsident der Islamischen
Republik Iran zum Daesch-Terror hat, musste man auf die
Internetpräsenzen israelischer Zeitschriften zurückgreifen,
die sehr schnell eine englische Übersetzung von Ruhanis
Rede zugänglich machten.


     















Statt einer Analyse der Rede Ruhanis wird Hobbyphiologie
gebracht. In der Welt versucht sich Matthias Heine an Be-
griffsgeschichte. Sein „ABC des Islamischen Staats“ ent-
puppt sich jedoch sehr schnell als stümperhaftes Referat
Voltaire’schen Mohammedbashings. (So tödlich falsch er
lag, mit einem hatte Chairman Mao recht: „No investiga-
tion, no right to speak!“). Halten wir uns lieber an Hassan
Ruhani, der 1999 im fortgeschrittenen Alter von fünfzig
Jahren an der Glasgow Caledonian University unter sei-
nem bürgerlichen Namen Hassan Feridon mit der Arbeit
The Flexibility of SHARIAH (Islamic Law) with reference
to the Iranian experience den PhD erwarb. Anders als so
manchen deutschen Unionspolitiker wird man den irani-
schen Hodschatoleslam auf den Inhalt seiner Dissertation
festnageln können.